En Primeur – Bordeaux Jahrgang 2018 Wetterverlauf
Nach einem nassen Winter 2017 folgte ein feuchter Frühling, die Mehltau-Bedrohung war die heftigste seit Jahrzehnten. Hagelstürme folgten im Mai und im Juni in einigen Appellationen und verursachten ebenfalls Schäden. Im ersten Halbjahr gab es annähernd so viel Niederschlag wie in in einem durchschnittlichen gesamten Jahr. Ende Juni/Anfang Juli folgte ein herrlicher trockener Sommer, die Wasserspeicherung in den Böden durch die verregneten Vormonate kam nun sehr gelegen.
Aufgrund der hohen Feuchtigkeit in der ersten Jahreshälfte hatten sehr viele Winzer schwer mit dem Mehltau zu kämpfen. Einige Chateaux wirkten der Gefahr mit kontinuierlicher Selektion im Weinberg entgegen. Es war keine Seltenheit das es durch Selektion und/oder durch den Befall durch Mehltau zu hohen Ernteeinbußen kam. Andere hingegen, wie Chateau Cheval Blanc hatten überhaupt keine Mehltau-Probleme und konnten ertragreich ernten.
Ernte
Dank der sehr warmen Tage in den Sommermonaten, konnten die Trauben dann vor der Lese noch Ihre volle Reife entfalten, die kühlen Nächte sorgten für eine gesunde Säurestruktur.
Die Erntebedingungen waren optimal und ohne Fäulnis. Die Lese fand ab Ende August bis spät in den Oktober hinein statt. Gelesen wurden dann sehr kleine, aber konzentrierte Beeren, was sich auch in den verkosteten Weinen widerspiegelte. Die Erntemenge liegt leicht über dem 10 Jahres-Durchschnitt.
Charakteristik - was können wir erwarten?
Viele Weine zeigten bereits jetzt eine sehr offene dunkelbeerige Fruchtaromatik und teils eine gewisse Reife, die Tannine sind sehr fein, homogen und appetitlich. Der Alkoholgehalt ist recht hoch, hier wird das ausschlaggebende die Balance sein. Umso schöner waren die Fassproben, bei denen der Wein durch dichte Aromatik, frische Mineralität und eine belebende Säure zu einer harmonischen Cuvee zusammengefunden hat.
Fazit
Es ist ohne Zweifel ein großer Jahrgang mit viel Potenzial und Charme, ausschlaggebend wird die Balance im Bezug auf den Alkoholgehalt sein.
Wir sehen das linke Ufer etwas homogener. Die Cuvées mit Hauptanteil Cabernet Sauvignon sind schöner strukturiert, kraftvoller und eleganter.
Top 20 (Lorenc Dudas):
Chateau Haut Brion 99-100 Punkte
Chateau Margaux 99-100 Punkte
Chateau Mouton Rothschild 99-100 Punkte
Chateau Lafite Rothschild 98-100 Punkte
Chateau Palmer 98-100 Punkte
Chateau Ducru Beaucaillou 98-100 Punkte
Chateau Pichon Comtesse 98-100 Punkte
Chateau Latour 98-100 Punkte
Vieux Chateau Certan 98-100 Punkte
Chateau Figeac 97-100 Punkte
Chateau Rauzan Segla 97-99 Punkte
Chateau Lynch Bages 97-99 Punkte
Chateau Valandraud 97-99 Punkte
Chateau La Mondotte 96-99 Punkte
Chateau Pontet Canet 97-98 Punkte
Chateau Cos d’Estournel 97-98 Punkte
Chateau Canon 97-98 Punkte
Chateau Pavie 96-98 Punkte
Chateau Cheval Blanc 96-97 Punkte
Chateau La Conseillante 95-97 Punkte
Top 10 (Anke Brandes):
Chateau Latour 98-100 Punkte
Chateau Montrose 97-98 Punkte
Chateau Palmer 97-99 Punkte
Chateau Pontet Canet 96-98 Punkte
Chateau Mouton Rothschild 98-100 Punkte
Chateau Margaux 99-100 Punkte
Chateau Smith Haut Lafitte 96-98 Punkte
Chateau Fombrauge 95-97 Punkte
Chateau Canon 96-98 Punkte
Chateau TrotteVielle 96-98 Punkte
Chateau Montrose – Saint Estèphe 97-98 Punkte
In der ersten und auch nach der Belüftung finden sich zuerst dunkle Röstaromen wie Kaffee, dunkle Schokolade, Leder, auch Minze, etwas frisches Unterholz. Hier sind die Fruchtaromen nicht aufdringlich und durch das elegante, aber schön körnige Tannin und die gut eingebundene Säure darf man auf eine hohe Lagerfähigkeit hoffen.
Chateau Latour – Paulliac 98-100 Punkte
In der ersten Nase finden sich Sternanis, Brombeere, Schwarzkirsche und eine filigrane Frische. Am Gaumen erahnt man die Aromenvielfalt, die sich noch zu entwickeln hat, im Moment jedoch durch eine angenehme Extraktsüße und einem eleganten Tannin eingebunden sind. Die Säure ist kraftvoll, jedoch angenehm integriert, der sehr lange Abgang angenehm und nicht vom Alkohol gestört.
Chateau Palmer 97-99 Punkte
Auf Chateau Palmer hat man in 2018 den niedrigsten Ertrag seit 1961 eingeholt, lediglich 11hl/ha ergab die Lese, nachdem im Frühjahr und im weiteren Verlauf des ersten Halbjahres täglich die Trauben kontrolliert und aussortiert wurden. Alter Ego wurde daher in 2018 auch nicht gefüllt, doch das Ergebnis spricht für diese starke Selektion.
Die Frucht ist konzentriert und präsentiert sich reif, wird begleitet von einer sanften Erdigkeit, fleischigen Noten und einer frischen Meeresbrise. Das feine und elegante Tannin zeigt seine Kraft im Hintergrund und ist noch nicht vollendet ausgereift. Der Alkohol ist zwar spürbar, jedoch zeigt der Wein für seine Jugend eine schöne Balance.
Chateau Pontet Canet 96-98 Punkte
2/3 der Ernte hat Pontet Canet in diesem Jahr an den Mehltau verloren, doch jeder Schritt zum Wein wurde manuell durchgeführt. Die Reifung findet zu 55% in neuen Barriques statt, zu 45% in Amphoren, wir dürfen auf das Ergebnis gespannt sein!
Bei der en primeur – Verkostung zeigte sich Pontet Canet von einer charmanten Seite. Vanilleduft in der ersten Nase, gefolgt von Rosenblättern, Brombeeren und Limonenblättern. Das Extrakt süß und auch der Alkohol zeigt sich noch stark, das kraftvolle Tannin jedoch verspricht Gutes. Im Abgang finden sich auch Würzaromen wie Nelke und Kümmel.
Chateau Mouton Rothschild 98-100 Punkte
Bei vielschichtigen Weinen ist es immer schwierig, das Nachriechen, das Ergänzen der Aromen irgendwann zu beenden. So erging es mir bei diesem Wein.
Der erste Eindruck wurde durch intensive Röstaromen geprägt: Kaffebohne, geröstete Rind, geröstete Mandel. Dann setzten umgehend Aromen von schwarzer Johannisbeere und Holunder ein, ein Hauch von grüner Paprika.
Am Gaumen zeigte sich ein kraftvolles, aber elegantes Tannin, das sich im ganzen Mund verteilte, schön umspielt von einer ausgewogenen Säure. Die Aromen sind wieder sehr präsent und bleiben auch sehr lange am Gaumen.
Chateau Margaux 99-100 Punkte
Der Cabernet Sauvignon hat in 2018 ganz klar den besseren Jahrgang im Vergleich zum Merlot gehabt. Auch hier zeigen sich die Tannine elegant und fein ausgereift, die Nase ist noch recht zurückhaltend, zeigt Aromen von Vanillekipferl, etwas neues Holz. Dann der Duft reifer Brombeeren begleitet von einer frischen Note. Die Säure ist schön platziert, belebend, aber nicht aufdringlich, der Alkohol sehr gut eingebunden. Das Finish glänzt mit einer beeindruckenden Mineralik, die in sich eine schöne Tiefe hat.